Dienstag, 5. Juni 2007

"Surface Computer": Ein Ikea-Tisch stand Pate

Mit einem neuen PC-Konzept will Microsoft virtuelle und reale Welt stärker zusammenbringen. Das tischartige Gerät sieht aus wie aus einem Science-Fiction-Film. Doch der "Surface Computer", den Microsoft-Chef Steve Ballmer jetzt jetzt auf einer Fachkonferenz in Kalifornien vorstellte, soll bald im Alltag zu finden sein.

Der "Oberflächen-Computer" lässt sich tatsächlich als Tisch verwenden, doch soll er weit mehr sein. Um den PC zu bedienen, braucht man weder Tastatur noch Maus - die aus einem Bildschirm bestehende Tischfläche reagiert auf Berührung. So kann man digitale Bilder sortieren, verkleinern und vergrößern, Info-Fenster öffnen, Musikstücke durch Tippen auf ein eingeblendetes Plattencover anwählen oder Bilder malen, ob mit Pinsel oder bloßen Händen.

Dafür, dass dies funktioniert, sorgen winzige Kameras unter der Oberfläche, die ihre Informationen an den Rechner im Inneren weitergeben. Der ist so leistungsfähig, dass er die Eingaben von mehreren Nutzern gleichzeitig verarbeiten kann, etwa während einer virtuellen Partie Dame.

Doch für Gesellschaftsspiele allein wäre der Preis von rund 10 000 US-Dollar (ca. 7440 Euro) nicht gerechtfertigt. So soll der Surface Computer zunächst in öffentlichen Einrichtungen wie Flughäfen, Kaufhäusern oder Restaurants zu finden sein. Dort könnte er als Routenplaner, Infostation und Check-in-Terminal eingesetzt werden, als virtueller Sommelier, Verkaufsberater und Kassierer in einem.

So könnten sich Kunden über Ware informieren, indem sie diese auf den Bildschirm legen. Wer sich nicht zwischen zwei Produkten entscheiden kann, legt sie nebeneinander und kann bequem Inhaltsstoffe oder Leistungsdaten vergleichen. Ein Besuch im Restaurant könnte künftig so aussehen: Die Speisefolge wird anhand digitaler Bilder festgelegt, das System empfiehlt den Wein und blendet Informationen über ihn ein. Bezahlt wird, indem man seine Kreditkarte auf den Tisch legt, und vielleicht gibt es einen diskreten Warnton, wenn man zu wenig oder zu viel Trinkgeld gibt.

Entwickelt wurde die neue Hardware, von deren faszinierenden Möglichkeiten man sich unter www.microsoft.com/surface/ einen Eindruck verschaffen kann, in Microsofts eigenen Forschungslabors. Grundlage waren Überlegungen zu einem interaktiven Videospieltisch.

2003 stellte man die Idee Bill Gates vor, der sofort einen Prototyp bauen ließ. Seitdem wurde das Innenleben, über das sich Microsoft weitgehend ausschweigt, immer weiter verbessert. Das gilt zum Glück auch für das Gehäuse. Beim ersten Modell hatte dafür noch ein Ikea-Tisch herhalten müssen.

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