Freitag, 13. Juli 2007

Intel steigt bei 100-Dollar-Laptop ein

Der US-Chiphersteller Intel und die gemeinnützige Organisation One Laptop per Child (OLPC) arbeiten künftig zusammen. Der US-Chip-Hersteller erhält einen Sitz im Vorstand von OLPC.

Die Initiative des US-amerikanischen IT-Forschers Nicholas Negroponte hat zusammen mit dem Intel-Konkurrenten AMD und anderen Unternehmen ein Billig-Laptop entwickelt: Dieser tragbare Computer wurde unter dem Schlagwort 100-Dollar-Laptop bekannt. Tatsächlich liegen die Produktionskosten derzeit bei 170 Dollar. Erste Testgeräte des Laptops sind unter anderem in Brasilien im Einsatz. Dessen Regierung hat wie einige andere Staaten Interesse am Kauf von Laptops im großen Stil bekundet.

"Intel nimmt seinen Platz im OLPC-Vorstand als einer der weltweiten Technologieführer ein“, erklärte Negroponte. Das Ziel sei es, Kindern zu helfen. „Gemeinsam mit Intel können wir sicherstellen, dass eine maximale Anzahl an Laptops die Kinder dieser Welt erreicht.“

Intel selbst hat seinerseits ein billiges Laptop namens Classmate PC in Umlauf gebracht und ebenfalls Testgeräte herausgegeben – unter anderem in Brasilien. Der Classmate soll anders als der OLPC-Laptop jedoch auch kommerziell vertrieben werden. Das von Intel geförderte Produkt ist ab 200 Dollar zu haben. Der Chip-Konzern kooperiert bisher mit dem Software-Riesen Microsoft, der das Betriebssystem stellt - anders als OLPC: Das von Negroponte initiierte Vorhaben setzt auf die freie Betriebs-Software Linux.

Wenig Stromverbrauch, Internet übers Handynetz
Beide Rechner haben laut den Herstellern den Vorzug, mit vergleichsweise wenig Strom auszukommen. Der OLPC-Laptop arbeitet mit einem Mesh-Netzwerk: Mehrere Rechner können lassen sich per Funk zusammenschließen und können über dezentrale Server-Computer wiederum ans Internet angebunden werden. In Entwicklungsländern setzt Negroponte dafür auf die Kooperation mit lokalen Handynetz-Betreibern.

Dieses Projekt sorgte bei Negropontes OLPC zunächst für Ärger. Intel sei zu denselben Regierungen wie OLPC gegangen und habe um Zusammenarbeit geworben, sagte Negroponte WELT ONLINE, nach dem Motto: „Nehmt keine Million OLPC-Laptops, sondern lieber 10.000 von uns“. „Das hat einen großen, destabilisierenden Effekt“, sagte der frühere Professor an der US-Elite-Uni MIT. Negroponte warf Intel vor, mit dem eigenen Classmate-Projekt Kinder aus ärmeren Ländern „als Markt, nicht als Mission“ zu betrachten.

Jetzt hat sich der Konflikt der beiden konkurrierenden Hilfsprojekte anscheinend entspannt. „Unser Beitritt zu OLPC unterstreicht einmal mehr unser Engagement im Bildungssektor in den vergangenen 20 Jahren,“ sagte Intel-Vorstandschef Paul Otellini. „Wir sind davon überzeugt, dass Technologie bei der Erziehung und Ausbildung unserer Kinder im 21. Jahrhundert eine zentrale Rolle spielt.“

Intel hat nach eigenen Angaben bereits in 50 Ländern in Bildungs- und Erziehungsprojekte investiert. Der Classmate PC zählt demnach weiter zu den Vorzeige-Maßnahmen. „Das Projekt geht weiter“, sagte ein Sprecher von Intel WELT ONLINE. Intel trete hierbei ja nicht als Produzent auf, sondern habe Vorarbeiten geleistet und Studien finanziert. Der Computer selbst wird von Herstellern wie Asus und Quanta, die zugleich auch den 100-Dollar-Laptop bauen, in Serie hergestellt.

„Es ist wahrscheinlich, dass OLPC und Intel diese Vorteile nutzen“, sagte der Sprecher. Denkbar sei eine Zusammenarbeit beider Projekte bei den Folge-Designs der Billig-Computer – genau so wie bei der „Spezifikation“ der Geräte. Mit anderen Worten: Auch das 100-Dollar-Laptop könnte es künftig mit Intel-Chips und mit Hauptspeichern des Konkurrenten AMD geben.

Keine Kommentare:

Google