Mittwoch, 11. Juli 2007

Linux statt iPhone Freiheit fürs Handy

Als Apple-Chef Steve Jobs Anfang des Jahres das iPhone präsentierte, versprach er: "Wir werden das Telefon neu erfinden." Demnach wäre die letzte Revolution am Mobilfunkmarkt erst zwei Wochen her, und schon kündigt sich die nächste an: Mit dem Versprechen das Telefon "zu befreien" hat das Projekt OpenMoko mit dem Verkauf des Linux-Smartphones "Neo 1973" begonnen.

Genau wie das iPhone hat das Linux-Handy einen großen Touchscreen statt einer herkömmlichen Tastatur. Auch das Design des "Neo 1973" kann sich sehen lassen - womit die Gemeinsamkeiten aber auch schon enden. Denn im direkten Vergleich zum Linux-Handy wird augenfällig, dass Apple die Regeln der Mobilfunkbranche nicht nur befolgt, sondern teilweise sogar auf die Spitze treibt.

Kulturrevolution
Kennzeichnend für die Handy-Welt sind jenseits von Design-Feinheiten und Klingelton-Exzessen nämlich vor allem abgeschottete Netze, inkompatible Geräte und brachliegende Potentiale. Gegen diese Missstände zettelt Apple keinesfalls eine "Revolution" an. Vielmehr unterstützt der Konzern sie durch seine iPhone-Politik. Das beginnt mit der strikten Bindung des Hype-Handys an den Netzbetreiber AT&T und endet mit der weitgehenden Kontrolle der Inhalte, die auf dem Telefon landen.

Ob dieser Diskrepanz zwischen Marketing-Versprechen und Produktrealität sollte Apple sich nicht wundern, wenn das "Neo 1973" bereits als "Anti-iPhone" tituliert wird. Denn das Linux-Handy soll wahrhaft Revolutionäres leisten: Erklärtes Ziel des OpenMoko-Projekts ist es, die relative Offenheit der PC- und Internet-Welt endlich auch im Mobilfunk zu etablieren. Dort haben verbindliche Standards zu günstigen Preisen, einheitlichen Schnittstellen und einer Vielfalt innovationsfreudiger Anbieter geführt.

Neuerfindung des Handys
Die hochgesteckten Ansprüche trägt das Linux-Handy schon im Namen: "OpenMoko" steht für "offene Mobilkommunikation" und "Neo 1973" bezieht sich auf das erste Mobiltelefonat im Jahr 1973. Hinter OpenMoko steht unterdessen eine Koalition aus kommerziellen und idealistischen Interessen. Denn anders als oft angenommen, haben sich weite Teile der Open-Source-Szene längst damit arrangiert, dass mit Software manchmal auch Geld verdient werden muss.

Das Linux-Handy ist daher nicht das Hobby-Projekt engagierter Hacker, es geht vielmehr auf die Initiative des taiwanesischen Konzerns FIC (First International Computer) zurück. Der Deal zwischen dem Hardware-Hersteller und der freien Entwicklerszene sieht dabei vereinfacht gesagt so aus: FIC liefert die Hardware und koordiniert die Entwicklung, die Open-Source-Programmierer arbeiten unentgeltlich mit, und erhalten dafür die Garantie, dass die gesamte Plattform (Geräte und Software) unter quelloffenen Lizenzen steht.

Das aktuell vorgestellte Handy ist dabei explizit für die Entwickler-Szene gedacht. Die ersten Konsumenten-Modelle sind für den Herbst angekündigt. Bis dahin soll das "Neo 1973" noch aufgerüstet werden. Aktuell beherrscht das Handy nämlich weder WLAN noch UMTS. Die Konsumenten-Variante soll ohne Vertrag rund 335 Euro kosten, aber in Kooperation mit Mobilfunkanbietern auch über den üblichen Vertriebsweg, also zu einem deutlich günstigeren subventionierten Preis, angeboten werden.

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